Nach sechs Jahren intensiver Handarbeiterey ist es vielleicht mal an der Zeit zurückzublicken und zu fragen: Wie habe ich eigentlich häkeln gelernt? Es gibt einen Grund, meine kleine „Wie ich es gelernt habe“-Reihe mit dem Häkeln zu beginnen. Denn es stand zwei Mal in meinem Leben am Beginn meiner Handarbeitskarriere.
Im April 1988 erblickte ich in einem kleinen Städtchen in der DDR das Licht der Welt. Es ist ein Running Gag in meinem Familien- und Freundeskreis zu behaupten, wir wären im Lidl geboren. Denn das ehemalige Krankenhaus existiert nicht mehr und überhaupt ist heut alles anders als vor 29 Jahren. Während mein Heimatort etwa 25 km von meinem Geburtsort entfernt war, lag der Wohnort meiner Oma direkt um die Ecke. Ich verbrachte in dem kleinen Dorf mit weniger als 500 Einwohnern einen Großteil meiner Kindheit und lernte Spargel zu stechen – das mit dem Essen überließ ich dann lieber den anderen – kleine Küken groß zu ziehen, Pferde zu streicheln, Hühner zu jagen und Oma zu unterhalten. „Ich bin Omas Sonnenschein“ gehörte zu meinem Lieblingsspruch und als jüngste Enkelin von mittlerweile 12 Enkelkindern wurde ich auch so behandelt.
Ich weiß noch, dass meine Oma einen riesigen Vorrat an Knöpfen besaß: Ein große Dose mit allerlei Knöpfen – wild durcheinandergewürfelt. Damit wurde dann gespielt und gelernt, die Knöpfe anzunähen. Kurze Zeit später brachte meine Oma mir bei, wie man stickt und irgendwann auch, wie man häkelt. Nach den obligatorischen und unendlich langen Luftmaschenketten, umhäkelte ich Taschentücher mit Spitzenbordüren. Im Nachhinein muss ich sagen: Es hat Spaß gemacht und ich habe mir kaum darüber Gedanken gemacht, dass das Häkeln für irgendetwas anderes gut sein könnte, als für Taschentuchbordüren. Heute muss ich darüber schmunzeln: Wer würde schon mit so feinem Garn anfangen das Häkeln zu lernen. Aber wahrscheinlich zeigte sich schon damals eine Art natürliches Talent für die Fummeley. Ich konnte am Ende Luftmaschen, feste Maschen, Stäbchen und halbe Stäbchen häkeln – also alles, was elementar ist. Richtig lang hielt diese Häkelphase allerdings nicht an. Ich glaube sie verließ mich schon während der frühen Grundschuljahre wieder.
Um das Jahr 2011 herum packte mich dann – während meines ersten Studiums – die Häkeley erneut. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kam; kann mich kaum daran erinnern warum ich auf einmal in den Junghans-Shop in Aachen marschiert, und mir eine Häkelnadel Plus Häkelgarn gekauft habe. Natürlich wie noch aus der Kindheit gewohnt, dieses minidünne Zeug und eine winzige Nadel. Der Unterschied zu damals bestand nun aber darin, dass ich das Internet auf meiner Seite hatte. Also wurde nach Anleitungen und Ideen gesucht. Meine Oma konnte ich nicht fragen, da ich mich mittlerweile um die 600 km gen Westen bewegt hatte. Also suchte ich bei Youtube nach Videos und bei Google nach Blogs und Internetseiten. Hängengeblieben bin ich dann relativ schnell bei EliZZZa und ihrer Seite nadelspiel. Ich habe Granny Squares nachgehäkelt – die erste Babydecke für ein Urenkelkind meiner Oma entstand und die ganzen Häkelvierecke mussten zusammengenäht werden. Zum Glück hat sie mich dabei unterstützt, denn das Zusammennähen von Häkelteilen war damals wie heute nicht meine Stärke.
Dann entdeckte ich relativ schnell die Handarbeitscommunity ravelry. Dort machte ich mich zum ersten Mal daran, auch englische Anleitungen zu verstehen und nachzuarbeiten. Englische Häkelbegriffe sind seither kein Problem mehr für mich und ich kann nur empfehlen, keine Angst vor englischsprachigen Häkelanleitungen zu haben. Die Abkürzungen gehen schnell in Fleisch und Blut über.
Ich häkelte viele Amigurumis, Schals und Tücher aber auch Socken. Ich wollte auf keinen Fall Stricknadeln in die Hand nehmen. Das erschien mir viel zu kompliziert und die Amigurumi hatten es mir angetan. Ich wollte nichts anderes machen; mit meinen Häkelsocken war ich zufrieden. Bis ich eines Tages in der Heimat war und mir ein Heft für gestrickte Spiralsocken in die Hände fiel. Aber dazu dann im nächsten Bericht „Stricken – Wie ich es gelernt habe“ mehr.
Anleitungen der gezeigten Häkelteile
- Laptoptasche (englisch)
- Tuch (russisch, mit Häkelschrift)
- Fisch
Jeder hat seine Geschichte.Bei mir war es auch meine Oma,die mich zum häkeln gebracht hat.Zum Stricken bin ich durch die Schule gekommen.
Lieben Gruß,Sabine