Fachbesuchermessen haben einen besonderen Charme: Es geht nicht primär ums Shoppen, sondern ums Kennenlernen der Trends für die nächste Saison und das Knüpfen von Kontakten zu Businesspartnern. Mit dem Besuch der Creativeworld in Frankfurt wollte ich einen Blick über den Tellerrand wagen und einen breiteren Eindruck von der Kreativbranche erhaschen. Welche Trends und Themen 2020 durch unsere Hände wandern werden, lest und seht ihr in diesem Beitrag.
Fakten rund um die Creativeworld
In diesem Jahr zeigten 369 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre neuen Produkte, Ideen und Materialien aus dem DIY-Bereich. Ich war dabei eine von über 9.000 BesucherInnen, die in den Messehallen 4.1 und 4.2 der Frankfurter Messe viele Inspirationen sammeln konnten.
In erster Linie dient die Creativeworld Weiterverkäufern, wie Einzelhändlern und Einkaufsentscheidern in Kaufhäusern und Co als Orderplattform. Dazu kommen gewerbliche Einkäufer aus fachfremden Branchen, die DIY-Produkte zum Beispiel für ihre Dienstleistungen, im Bildungsbereich oder im Gesundheitswesen verwenden und bestellen. Eine kleine Gruppe der Besucher bilden die Journalisten und Blogger, die über die Messe berichten und Kontakte mit Firmen knüpfen.
Trendthemen 2020
Das große Leitthema war der Entstehungsprozess – Work in Progress. Es geht dabei um die freie Beschäftigung mit Materialien und Farben, das spontane und kreative Arbeiten mit den Händen, Recycling, Upcycling und den Ausdruck der Kreativität ohne starre Vorgabe.
Sollte ich das Leitthema auf die Handarbeitswelt übertragen, würde ich sagen: Frei drauf los stricken ohne Anleitung, individuelle Bordüren anhäkeln, Text mit Textilfarbe nach dem Stricken auftragen, Farben und Muster individualisieren und das senfgelbe Oberteil nach dem Stricken vielleicht zur Hälfte in ein blaues Farbbad geben – während des Farbbades entscheiden, dass ruhig das ganze Teil baden darf.
Auf einer extra geschaffenen Trendfläche wurden die drei großen Stilwelten der Creativeworld präsentiert, die alle eng mit dem Leitthema verknüpft sind:
re-form [umgestalten]
Recycling, Upcycling und die Verwendung ungewöhnlicher Materialien bei klassischen DIY-Projekten – darum geht es in der ersten Trendwelt.
Zu sehen war zum Beispiel gefärbte Wolle. Hier spielen Upcycling – mir gefällt ein Knäuel nicht mehr und ich möchte es meinen Vorstellungen entsprechend anpassen – und der spontane kreative Prozess des Leitthemas gut zusammen.
Auch schön: Die gewebten Projektideen aus Papiergarn und alten Plastiktüten. Alles immer sehr bunt und unorthodox kombiniert.
Warum hier so oft auf Webrahmen zurückgegriffen wird, ist augenscheinlich: Beim Weben kommen verschiedene Material besonders gut zur Geltung und man kann sie super kombinieren, ohne dass sich das fertige Stück völlig in der Form verändert. Außerdem ist die Technik für jeden schnell zu erlernen und viel einfacher als beispielsweise stricken, häkeln oder nähen.
up-date [auf den neuesten Stand bringen]
Statements setzen – unperfekt und jenseits von Handlettering und Kalligrafie. Dabei werden die Worte mittels Siebdruck oder Pinsel auf Papier, Stoff und Co aufgetragen. Das Einstricken von Mustern in Form von Worten wurde dargestellt und das Aufsticken eines dicken Garns auf einem Cardigan. Den Ideen sind da keine Grenzen gesetzt. Hauptsache es ist individuell und neu. Ein toller Trend im Zusammenhang mit politischen Ereignissen und nachhaltigem Upcycling.
work-out [austüfteln]
Dieser Trend wirkt eleganter, soll aber auch zum Ausprobieren neuer Ideen anregen: Klassische Techniken werden mit neuen Mustern und Ideen verbunden und die so entstandenen Produkte dürfen individuell und handgemacht aussehen. Perfektion ist nicht gefragt.
Außerdem soll dazu angeregt werden, alte und in Vergessenheit geratene Techniken neu zu beleben. Ein Ansporn für mich, mal wieder Beiträge zu Thema wie Wollverarbeitung, Spinnen und Weben zu schreiben und Techniken wie Ply Split Braiding und Nadelbinden auszuprobieren.
Schön zu sehen, dass hier wieder die Weberei zum Einsatz kommt. Es wurde, statt mit klassischem Wollgarn mit Hanf gewebt – mit einem selbstgebauten Pin Loom. Es wäre schön, wenn sich eine deutsche Firma mal der Produktion eines solchen Webgerätes annehmen würde.
Meine Favoriten der Creativeworld
Dremel Lite
Sehr spannend fand ich den Dremel Lite, der in der Kategorie „Kreatives Werkzeug des Jahres“ für den Creative Impulse Award nominiert war. Auf den großen Dremel habe ich schon lange ein Auge geworfen, um damit Klamotten-Upcycling zu betreiben und Tutorials für Strickzubehör zu kreieren. Die kleine, handliche und kabellos auskommende Version kann zum Gravieren, Schleifen, Polieren, Schmirgeln und Co verwendet werden und soll ein gutes Einsteigergerät mit vielen Funktionen sein. Dremel-Kunstwerke am Messestand von Dremel waren jedenfalls extrem beeindruckend!
Zero Waste – Do it yourself
Das neu erschienene Buch „Zero Waste – Do it yourself“ konnte mich im Gegensatz zu den anderen Büchern der Reihe absolut überzeugen. Ich hatte die Gelegenheit, mir am Stand des frechverlags einen ausführlichen Eindruck zu verschaffen: Die beschriebenen Projekte haben Hand und Fuß, stammen aus allen möglichen DIY-Bereichen und können gut von jedem nachgemacht werden. Von genähten Kosmetikpads bis hin zu aus Zeitungspapier gefalteten Biomülltüten ist alles dabei. Die Fotos sind sehr ansprechend gemacht und es ist ein Buch, durch das man gern auch einfach nur mal blättert. Gelungen und zurecht nominiert für den Creative Impulse Award in der „Kategorie Kreativbuch des Jahres“.
Fazit zur Creativeworld 2020
Mir hat die Messe total gut gefallen und ich war begeistert von den tollen Ideen und Materialien, die ich dort zu sehen bekam. Einen Blick über den Tellerrand der Handarbeitsnische zu werfen hat sich in jedem Fall gelohnt und meine Kreativität wird davon auf jeden Fall profitieren. Auch die Kommunikation mit den PR- und Social-Media-Vertretern der ausstellenden Firmen war professionell, freundlich, ehrlich interessiert und wertschätzend. Das kennt man als Blogger von Messen durchaus auch anders. Deshalb ein dickes Lob für eine fruchtbare Kommunikation auf Augenhöhe!
Die Creativeworld bekommt auf jeden Fall einen festen Platz in meinem Messe-Terminkalender und ich freue mich schon auf den Besuch im nächsten Jahr.
Weitere spannende Eindrücke von der Creativeworld und Paperworld findest du bei:
- Trends rund um den Plotter hat Lalilly Herzileien zusammengefasst.
- Beitrag von mein feenstaub zur Creativeworld 2020 und den 3 Trendthemen
Weitere Eventberichte von Messen und Bloggertreffen von mir findest du in meiner Kategorie Events.
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Liebe Caro,
Vielen Dank für diesen tollen Bericht, kommt man auf der Messe auch als „Normalsterblicher“ rein oder muss man da ein Gewerbe haben.
Liebe Grüsse
Gabika
Autor
Hallo Gabika,
danke für deine nette Nachricht. Es ist eine Fachbesuchermesse. Das heißt, du musst in irgendeiner Form im Kreativbereich tätig sein. Entweder selbständig oder freiberuflich, als Journalist oder Redakteur, Einkäufer, Lehrer o.ä.
Liebe Grüße
Caro